Margaret Salmon & Inserts von/by Davide Cascio, Rosa Barba, Swantje Hielscher, Manuela Leinhoß, Ursula Mayer

ROOMS LOOK BACK

Kuratiert von Simone Neuenschwander.
Inserts gemeinsam kuratiert mit Annette Amberg.

Insert I: Manuela Leinhoß, 21.09.–05.10.2008
Vernissage: 20.09.2008, 19 Uhr

Insert II: Swantje Hielscher, 07.10.–26.10.2008
Vernissage: 07.10.2008, 19 Uhr

Insert III: Davide Cascio, 28.10.–16.11.2008
Vernissage: 28.10.2008, 19 Uhr

ROOMS LOOK BACK versammelt drei internationale Künstlerinnen, die sich mit der Repräsentation von verschiedenen Raumkonzepten im Medium Film beschäftigen. Dabei untersuchen sie vor allem die psychologischen und sozialen Konnotationen von Innenräumen und ihrer Architektur. Im Zentrum der Ausstellung stehen historische und gegenwärtige Räume als Orte, an denen alternative oder fiktive Erzählungen konstruiert werden können. Unter dem Titel Insert nehmen zudem drei weitere KünstlerInnen in anderen Medien in wechselnden Präsentationen Bezug zur Ausstellung.

Rosa Barba (1972, Italien), Ursula Mayer (1970, Österreich) und Margaret Salmon (*1975, USA) setzen sich mit der Wahrnehmung von Innenräumen sowie ihren Auswirkungen auf die Betrachter auseinander: Die Möglichkeiten im Film mit verschiedenen Zeitebenen zu arbeiten und wechselnde Perspektiven in und auf Architekturen zu geben, verstärkt das narrative Potential der Beziehungen zwischen Subjekten und Objekten im Raum. Ausgehend von der Formulierung des Kunsthistorikers und Philosophen Georges Didi-Huberman, dass das menschliche Sehen durch die Wahrnehmung von tastbaren, berührbaren Körpern (von Volumen und Innenräumen) geprägt und somit eng mit emotionalen, verinnerlichten Erinnerungen verbunden ist, organisieren Körper und Gegenstände die Struktur eines Raumes. Räume haben so die Fähigkeit uns anzublicken, in dem sie immer von ihrer eigenen Vergangenheit wie auch von möglichen imaginierten Ereignissen erzählen, die in ihnen stattgefunden haben könnten. In der gesamten Ausstellung thematisieren die Filmarbeiten verschiedene Blickrichtungen innerhalb von Räumen und befragen weiter die Installation von Film im konkreten Ausstellungsraum, der mit Narrationen in Bild, Text und Ton erweitert wird.

In einer Abfolge von Einzelpräsentationen zeigen die Künstlerinnen bestehende und neu produzierte Arbeiten in den Ausstellungsräumen im Erdgeschoss der Kunsthalle Basel. Ursula Mayer setzt sich in ihren Filmen mit komplexen Beziehungen zwischen der Kamera und dem architektonischen Raum auseinander und lässt die Protagonistinnen und Gebäude in eine enge Interaktion treten – wie beispielsweise in Interiors (2006), wo zwei Frauen durch die Zimmer eines Londoner Stadthauses der 1930er Jahre gehen, ohne sich je zu begegnen. Mayer schafft Erzählstrukturen, die mit Blicken, Berührungen und Gesten der Figuren im Raum arbeiten. In der Ausstellung präsentiert die Künstlerin neben älteren Arbeiten einen neuen Film, der ein fiktives Treffen der drei Avantgarde-Künstlerinnen Meret Oppenheim, Dora Maar und Josephine Baker in einem modernistischen Glashaus inszeniert. Während Mayer geschichtlich bedeutende Räume fiktionalisiert, beschäftigt sich Margaret Salmon mit Dokumentationen von Menschen in ihrer häuslichen Umgebung. Die Filme, aufgenommen auf 16mm- und Super 8-Film, umfassen individuelle Porträts, die immer auch über gesellschaftliche Zustände reflektieren; so auch der Film Peggy (2003), der eine alte Frau während ihrer alltäglichen Verrichtungen in ihrem Haus zeigt. Für ihr neues Filmprojekt hat Salmon eine Familie in ihrer Wohnung in New Orleans besucht und dokumentiert deren Lebenssituation nach der Katastrophe des Hurrikans Katrina. Rosa Barba arbeitet in ihren Filminstallationen mit Überlagerungen von Bild, Sprache und Musik und schafft dabei hypothetische wie utopische Beschreibungen von Gebäuden und Landschaften, welche sich oft auf Science-Fiction Literatur beziehen. Ihre 35 mm-Filmprojektion They Shine (2007) zeigt Aufnahmen eines Solar-Kraftwerkes in der Mojave-Wüste in Kalifornien (USA): In einer zeitlosen Bildchoreografie erscheint ein Feld von sich bewegenden, blinkenden Solarzellen, begleitet von einer Männerstimme, die mit suggestiven Kommentaren die futuristisch wirkende Architektur beschreibt.

Während der Dauer der Ausstellung präsentieren Davide Cascio (1976, Schweiz), Swantje Hielscher (1980, Deutschland) und Manuela Leinhoß (*1973, Deutschland), ihre Arbeiten als Inserts in den zwei mittleren Räumen im Erdgeschoss. Aufeinander folgend „eingefügt“, erweitern und kontrastieren die Projekte das Ausstellungsthema an der Übergangsstelle zwischen dem historischen Gebäudeteil der Kunsthalle und der Bauweise des White Cubes der anschliessenden Räume. Mittels Skulptur, Objekt, Zeichnung und Collage entstehen so jeweils neue Dialoge und Konfigurationen zwischen den Ausstellungsräumen.

Ausgehend von verschiedenen räumlichen Konzeptionen überführen Davide Cascio, Swantje Hielscher und Manuela Leinhoß den Ausstellungsraum in ein Referenzsystem, in welchem die einzelnen Bestandteile der installativen Settings in eine enge Beziehung zueinander treten. Die Projekte schaffen konzentrierte Denkräume, in denen Bezüge zur Kunst- und Architekturtheorie aufgenommen, neue Leserichtungen und Vermessungen der bestehenden räumlichen Strukturen gegeben sowie veränderliche Perspektiven zwischen Raum, Objekt und Betrachter untersucht werden.

Online-Artikel zur Ausstellung auf NZZ Online
Online-Artikel zur Ausstellung auf Regioartline
Online-Artikel und Video der Vernissage auf Vernissage-TV

Zur Museumsnacht am 16. Januar 2009 wird eine Ausstellungspublikation erscheinen.

Die Ausstellung wird unterstützt von:
Dreyfus Söhne & Cie AG, Banquiers Basel
British Council

Der Film Lunch in Fur / Le Déjeuner en fourrure, 2008 von Ursula Mayer wurde unterstützt von:
Arts Council England
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Österreich