Der experimentelle und politische Film der 1970er und 1980er Jahre in Basel

FILMFRONT(AL)

Ausstellung und Festival in der Kunsthalle Basel vom 26. bis 27. Mai 2007
Öffnungszeiten während des Festivals: Sa/So 11 bis 22 Uhr

Kuratiert von Silke Baumann

Vom 25. bis 27. Mai 2007 findet in der Kunsthalle Basel ein Filmfestival und eine begleitende Ausstellung mit Super8 und 16-mm-Filmen sowie Videos der Basler Filmszene der 1970er und 1980er Jahren statt. Der Fokus liegt dabei auf dem Schaffen der Filmemacher und Künstler aus dem Umfeld der Basler „Filmfront“, die in den späten 1970er bis Ende der 1980er Jahre aktiv war. Die „Filmfront“ war eine Vereinigung, die sich für den unabhängigen Film einsetzte und zwischen 1978 und 1988 viermal jährlich das gleichnamige Magazin herausgab. „Filmfront“ hat sich deutlich gegen das herkömmliche und kommerzielle Filmschaffen positioniert. So entwickelten sich Netzwerke mit dem Ziel, den unabhängigen Film zu fördern und alternative filmkulturelle Aktivitäten zu unterstützen. Damit wurde eine Plattform für den Experimentalfilm sowie den politischen Interventionsfilm aufgebaut und eine wichtige Grundlage für dessen Erhaltung und gleichzeitige Etablierung als Kunstform geschaffen.
In den Experimentalfilmen standen nicht mehr erzählerische Inhalte, sondern formale Elemente wie die Materialität des Mediums im Vordergrund, und gewohnte Wahrnehmungsprozesse wurden in Frage gestellt. Eine intensive Beschäftigung mit der filmischen Wahrnehmung, mit der Konfrontation von Objekt und Abbild, mit der reproduzierten Realität stand im Mittelpunkt. Die Kamera selbst wurde zu einem schöpferisch-künstlerischen Ausdrucksmittel des Filmemachers: „Er führt die Kamera mit sich wie früher der Maler, der Reisende den Skizzenblock, benützt die Schmalfilmkamera wie ein Papier, auf dem man schnell etwas notiert. Frei von Zwängen kommerzieller Filmproduktion entsteht etwas wie Film: botanisierte Realität, noch ungeordnet.“[1]
In vielen Filmen aus dieser Zeit spiegelt sich dieser direkte und intuitive Blick der Kamera wieder, der über städtische Architekturen, Landschaften und alltägliche Objekte schweift.
Neben diesen künstlerisch-experimentellen Filmen gab es jedoch auch den politischen Film, der die Kamera als Mittel im politischen Kampf verstanden hat. Initiativen wie der „Quartierfilmgruppe Kleinbasel“ sind wichtige regionale Zeitdokumente zu verdanken. Wie der Film „Unseri Wohnschtros“, der während 4 Jahren von 1977 bis 1981 das alltägliche Leben und Treiben in der Bärenfelserstrasse dokumentierte und gleichzeitig auch die erfolgreiche Bürgerinitiative der AnwohnerInnen über die Jahre begleitet hat, die diese Strasse zur ersten Wohnstrasse in der Schweiz werden liess.

In Zusammenarbeit mit ehemaligen Beteiligten dieser Szene wurde von Silke Baumann ein vielseitiges Programm kuratiert, dessen thematische Filmblöcke von Vorträgen begleitet werden. Das Festival wird durch eine Ausstellung ergänzt, in welcher in einem installativen Setting Räume der Kunsthalle Basel bespielt werden. Ergänzend zu den Filminstallationen wird das reichhaltige Archiv- und Dokumentationsmaterial aus den 1970er und 1980er Jahren präsentiert und zugänglich gemacht.

Im Festival und der Ausstellung werden Filme von Urs Berger, Ruedi Bind, Marcel Stüssi, Matthias Bosshart, Richard Bucher, Kilian Dellers, Claude Gaçon, André Lehmann, Reinhard Manz, Ueli Meyer, Verena Moser, Werner von Mutzenbecher, Balz Raz, Werner Suter, Urs Breitenstein, Paul Müller und Arc Trionfini zu sehen sein.

Festival und Ausstellung wurden von der Alfred Richterich Stiftung, Laufen unterstützt.

Die Abtastung und damit die Konservierung von mehreren Super8- und 16-mm-Filmen wurde grosszügig unterstützt von:
MEMORIAV
Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes der Schweiz

point de vue – audiovisuelle produktionen unterstützte Ausstellungstechnik.

Das detailierte Festivalprogramm finden Sie
hier als PDF zum Download.

[1] Werner von Mutzenbecher, „Über Experimentalfilme (1976)“, in: Werner von Mutzenbecher – Im Film sein, hrsg. v. Sabine Schaschl-Cooper und Isabel Zürcher, Freiburg/Br. 2005.