Carl Andre

BLACK WHOLES, 44 CARBON COPPER TRIADS

@ Carl Andre, 8. Juni 2005, Basel

Wie haben Sie das Material und das Arrangement für dieses Werk ausgewählt?
Um den Charakter meiner Skulpturen zu verstehen, müssen Sie wissen, dass ich nie ein Atelier besessen habe. Anfangs konnte ich es mir einfach nicht leisten. Als ich dann die Gelegenheit bekam, meine Arbeit auszustellen, wurde mir klar, dass ich Atelierraum im Grunde nur zur Lagerung meiner Materialien brauchte. Kurz: Ich habe meine Skulpturen immer unmittelbar am Ort der Ausstellung erarbeitet. Hier in Basel hat mir Adam Szymczyk den wunderschön proportionierten & beleuchteten Saal 1 gegeben. In New York wirkte der Raum auf dem Grundrissplan noch erschreckend lang, aber tatsächlich hat er sich als freundlich und einladend erwiesen.

Nach welchen Prinzipien haben Sie Ihre 44 Carbon Copper Triads geordnet?
Ich kann nur am Ort der Ausstellung arbeiten, wenn ich das Material in der Hand habe. Zu Beginn der Arbeit habe ich noch keine Vorstellung von dem, was ich machen werde; ich muss mich von allem befreien, bis nur noch der Wunsch übrig ist, zu arbeiten. Über das Ergebnis entscheiden dann die Materialien & der Raum & meine Lebenserfahrungen. Die Graphit-Steine & -würfel habe ich benutzt, weil ich sie schon für die Sadie Coles Gallery in London bestellt hatte. Die Kupferquadrate stammen aus der Tschudi Gallery in Glarus, wo viele meiner Materialien lagern. Die im Zickzackmuster angeordneten „Triaden“ folgen dem diagonalen Muster des Parketts in der Kunsthalle. Darüber hinaus kann ich nur wiederholen, was schon ein anderer gesagt hat: „Alle Kunst strebt zur Musik.“

Welche Verbindung gibt es zwischen Ihren Skulpturen und Ihrer Lyrik?
Das erste und wichtigste Verbindung ist die Tatsache, dass beide von der selben Person stammen und sich aus den selben Lebenserfahrungen speisen. Vergleichbar sind sie wohl vor allem, weil es sich bei beiden um Arrangements einzelner Teile handelt. Meine Skulpturen gehen auf mein lebenslanges Interesse an den Eigenschaften der Materie zurück. Mein ideales Museum müsste die rund 92 natürlich vorkommenden Elemente mit all ihren Eigenschaften zeigen. Wie bei meiner Lyrik habe ich schon lange jeden Versuch aufgegeben, „mich auszudrücken“. Meine Gedichte suchen nach dem, was die Worte selbst sagen. Ich wähle Texte, die ich historisch oder persönlich interessant finde und löse die grammatischen Strukturen so lange auf, bis nichts mehr übrig bleibt als die Kristallisierung der Wörter selbst.

@ Carl Andre, 10. Dezember 2001, London

Über meine Lyrik
Bei meinen Gedichten handelt es sich um klastische Stoffe, das heisst, ich setzte Fragmente vorhandener Texte, die meist nicht von mir stammen, auf neue Weise zusammen. Ich suche also in meiner Lyrik nicht nach Worten, die das ausdrücken, was ich sagen will, sondern versuche, das auszudrücken, was die Worte sagen.

Über meine Skulpturen
Das Format meiner Skulpturen war stets durch meine ausgesprochen geringe & immer geringer werdende physische Kraft begrenzt. Mein Minimalismus verdankt sich also weniger dem Willen als der Notwendigkeit.

@ Carl Andre, 21. Mai 2005, Glarus

„Man kann fast alles erreichen, wenn man die Arbeit in Elemente einteilt, die den eigenen Fähigkeiten entsprechen. Deshalb bestehen meine Skulpturen fast immer aus Linien oder Feldern, deren Teile so leicht sind, dass ich sie heben kann. Auch sie sind also klastisch. Fragt man mich, wie ich je ein Ende finde, kann ich nur antworten: „Wenn ich mich erschöpft habe.“

Zur Ausstellung wird ein Katalog in Deutsch und Englisch erscheinen.

Die Ausstellung wurde grosszügig unterstützt von:

Heivisch